Workshop 7: Nomen est omen, Pressefotos und das Brettchenweben

10.03.2019 Josef Mühlenbrock

Am Wochenende 23./24. Februar standen viele Dinge parallel auf dem Programm. Wie Rekrut Nils-Benjamin H. zu seinem Namen kam, und was Werner R. am Brettchenweben spannend findet, hierzu mehr in diesem Blog-Beitrag:

Irgendwie ist es für mich beruhigend, dass ich nicht der einzige bin, der sich mit der Nadel in den Finger sticht ...

Samstagmorgen, Sonnenschein, eine gut gelaunte Truppe findet sich im LWL-Römermuseum ein. Es hat sich inzwischen eine Routine eingestellt, wie unsere Treffen beginnen. Die anderen Teilnehmer begrüßen, einen Arbeitsplatz einnehmen, Tasse Kaffee holen, dann wird sich mit den anderen Hobby-Römern über den Stand der Arbeiten ausgetauscht. Irgendwie ist es für mich beruhigend, dass ich nicht der einzige bin, der sich mit der Nadel in den Finger sticht, oder dass bei den anderen auch eine Naht an der Tunika nicht ganz so ausgefallen ist wie gewünscht.  Wir alle wären mit der Erstellung unserer Ausrüstung natürlich am liebsten schon ein Stück weiter. Aber die handwerkliche Arbeit braucht halt Zeit.

An diesen Samstag stehen uns wieder Barbara, Roland, und Wolfgang mit Rat und Tat zur Seite. Wir hatten uns gerade an unsere Arbeit gemacht, da wurden drei  Freiwillige gesucht. Pressetermin.

Drei einsame Legionäre der Legio XIX vor der Rekonstruktion der Holz-Erde-Mauer auf der Römerbaustelle Aliso

Die Westfälischen Nachrichten sind sehr an unserem Experiment interessiert. Unsere Ausbilder stellten für drei  Legionäre eine  komplette Ausrüstung zu Verfügung. Der Reporter soll doch sehen, wie es mal aussieht, wenn wir alle unsere Ausrüstung fertig haben. Nach dem Pressetermin kommen die Legionäre zu uns in den Arbeitsraum. Wow. Unsere  Legionäre sehen ja richtig gut aus. Das veranlasst uns spontan ein Gruppenfoto zu machen. Also Tunika übergeworfen, ob ganz fertig oder noch nicht, egal und ab in die Sonne vor das Museum.

Römer und auch zwei Römerinnen für Aliso. Hier mal unsere fast komplette Truppe an Freiwilligen, die sich auf das Experiment eingelassen haben und die heutigen "Ausbilder" Roland, Barbara und Wolfgang

Im weiteren Verlauf des Vormittags stellt uns Roland die grobe Planung vor, wie unsere Aufnahme als Rekrut in die Legio XIX am 31.03. 2019 erfolgen soll. Der Ablauf einer Musterung für neue Rekruten in die Römische Legion ist beim spätantiken römischen Autor Vegetius in Auszügen überliefert. Dieser Ablauf, von den Entgegenahmen der Empfehlungsschreiben, über die medizinische Untersuchung bis zur Aufnahme als Rekrut in die Legion, soll am Museum in einer Präsentation dem Publikum gezeigt werden.  Bei einer anderen Vorführung sollen verschiedene Ausbildungen für neue Rekruten in der Römischen Legion dargestellt werden

Damit wir uns schon mal daran gewöhnen, übten Centurio Roland und sein Optio Eike mit einigen angehenden Legionären das Exerzieren. Die erste warme Frühlingssonne scheint. Es gibt für solche Übungen sicherlich auch ungünstigere Zeitpunkte.

Die  Arbeiten an unserer Untertunika, Wolltunika oder den Caligae Legionärssandaden nahmen den restlichen Tag in Anspruch. Dabei wurden wir von Barbara durch die  Beantwortung von unzähligen Fragen und Hilfestellungen bei den Näharbeiten die ganze Zeit unterstützt.

Eine interessante Arbeit ist mir aufgefallen, über die ich euch am Ende meines Beitrags noch  unbedingt berichten möchte. Eine unserer Römerinnen, Eva, fertigt sich eine farbige Borte an auf einem Brettchenwebstuhl.

Die Borte soll als Gürtel oder als Verzierung am Rand einer Tunika verwendet werden kann. Auf einem Holzgestell, das mit mehreren Zapfen versehen ist, sind Fäden (Kettfäden) mit verschiedenen Farben aufgelegt. Die Fäden werden durch kleine rechteckige Holzplättchen geführt, die an den Ecken und in der Mitte mit kleinen Bohrungen versehen sind. Durch das Verdrehen der Holzplättchen werden einige Fäden angehoben oder abgesenkt. Zwischen den Fäden entsteht eine Öffnung (Fach) durch die ein Holzstück (Schiffchen), das mit einem Faden umwickelt ist, geschoben wird. Je nachdem wie die Holzplättchen gedreht werden, können verschiedene wiederkehrende Muster gewebt werden. Für mich ist es faszinierend wie Menschen zur Römerzeit mit wirklich einfacher Technik hochwertige Stoffe schaffen konnten. Diese Technik funktioniert 2000 Jahre später immer noch. Ob man das von Produktionsmethoden aus heutiger Zeit in 2000 Jahren auch noch sagen kann, da habe ich so meine Zweifel.

Werner R.  63 Jahre aus Reken

Quod nomen mihi est – wie heiße ich?

Mihi nomen est Nils, ist Latein und lässt sich mit mein Name ist Nils übersetzen. Jedoch klingt dieser kurze Satz, wenn man ihn hört, nicht wirklich lateinisch oder besser gesagt „Nils“ klingt nicht lateinisch. Damit wir, wenn wir exerzieren, schanzen oder Wache stehen jeder Zeit vom Centurio angesprochen werden können, benötigen wir einen lateinischen Namen. Aber was ist denn nun ein lateinischer Name? Wie ist er aufgebaut? Welcher Name passt zu mir?

Um all diese Fragen zu klären, hörten wir bei unserem Workshop am 24. Februar einen Vortrag vom studentischen Volontär des LWL-Römermuseums, Jakob Matyschok. Dieser erklärte uns am Beispiel des uns allen bekannten Gaius Julius Caesars, dass die Römer drei Namensbestandteile hatten. Hierbei ist der erste der drei Namen das praenomen, vergleichbar mit einem Vornamen. Hiervon gab es nur wenige, die benutzt worden sind. Der zweite Name ist das nomen gentile, auf Deutsch der Gentilname. Dieser fungierte als Familienname und wurde von dem Vater weitervererbt. Der letzte Name war das cognomen, der Beiname, der oft auch als Rufname fungierte. Dieser Name war der vielfältigste, da er nach Eigenschaften, Beruf, Herkunft oder Erscheinungsbild vergeben werden konnte.

Nach dem Vortrag war es nun unsere Aufgabe, uns einen Namen zu geben. Geholfen haben hierbei von Jakob Matyschok ausgegebene Listen, auf welche bekannte Vor-und Gentilnamen aus augusteischer Zeit und ausgewählte Beispiele für Cognomen standen. So wurden scherzend verschiedene Namenskombinationen ausprobiert, Cognomen überlegt und wieder verworfen, bis zum Schluss alle einen von Jakob Matyschok abgesegneten Namen hatten. Hierbei ist zu beachten, dass nun alle authentische Namen haben und nicht etwa die Hälfte Gaius Julius Caesar heißt. Ich heiße nun übrigens Lucius Iulius Luci filius Gallus. Luci filius ist dabei die sogenannte Filiation, das heißt die Benennung, wessen Sohn ich bin. Mein erdachter Vater hieß also wie ich ebenfalls Lucius mit Vornamen.

Und hier die Namen der anderen Rekruten der Legio XIX, Cohors I und der Römerinnen in ihrem Tross:

Quintus Flavius Q. f. Alpinus

Marcus Rufinius T. f. Martialis

Lucius Artorius C. f. Flavus

Marcus Flavius M. f. Messor

Tiberius Aelius L. f. Crataegus

Lucius Iulius L. f. Gallus

Claudia Ti. f. Lepida

Aulus Avidius A. f. Longinus

Spurius Munatius Sp. f. Marcellus

Publius Lucilius Cn. f. Stator

Iulia L. f. Colona

Marcus Aelius Q. f. Iulianus

Publius Licinius P. f. Agricola

Lucius Silvius L. f. Flavus

Publius Priscius P. f. Martialis

Titus Valerius T. f. Stephanus

Lucius Nonius L. f. Vicanus

Appius Messius Ap. f. Catullus

Marcus Iulius C. f. Primus

Gnaeus Domitius Cn. f. Pulcher

Anschließend galt es, weiter an den Caligae zu arbeiten. Während die einen noch mit dem Zusammennähen der Fersen beschäftig waren haben andere schon aus deutlich dickerem Leder ihre Sohlen gesägt. Vier Sohlen pro Rekrut wurden benötigt, von denen zwei dann anschließend mit einander verklebt werden mussten. 

Hier werden die Sohlen aus einer 5 mm dicken Blanklederhaut ausgeschnitten
Anschließend werden die Oberflächen, an denen die Sohlen miteinander verklebt werden sollen, angeraut.
Zuletzt werden die beiden Sohlen miteinander verklebt. So entsteht eine ca. 1 cm dicke Sohle.

Nils-Benjamin H., 19 Jahre, aus Mülheim an der Ruhr.