Workshop 2: Gürtelschnallen herstellen

27.12.2018 Josef Mühlenbrock

Das Ergebnis von mehreren Stunden Arbeit kann ich durchaus sehen lassen: Selbstgefertigter Ledergürtel mit Schnalle aus Messing

Damit die Tuniken später nicht wie Nachthemden herunterhängen, sondern auf die richtige Länge gegürtet werden können (bis zum Knöchel für Frauen, knapp über dem Knie bei den Legionären bzw. knapp unter dem Knie bei Zivilisten) stand am Sonntag das Maßschneidern eigener Ledergürtel und die Anfertigung von Gürtelschnallen aus Messing auf dem Programm.

Dabei gibt es im LWL-Römermuseum eigentlich einen Vorrat wunderschöner fertiger Exemplare – da diese wegen ihres stolzen Alters von über zweitausend Jahren aber nicht mehr angefasst, sondern nur noch angeschaut werden dürfen, gaben sie neben der Fachliteratur die Quellengrundlage für die Rekonstruktion.

Römische Lederwerkzeuge, Fundorte: Haltern und Anreppen, 1. Jahrzehnt n.Chr.
Römische Werkzeuge und Materialien für Bronzearbeiten (Rohling einer Gürtelschnalle, Amboss, Bronze-Barren, Rohling eines Schlüssels und Schmiedehammer, Fundort: Haltern, 1. Jahrzehnt n. Chr.
Reste römischer Gürtelschnallen und Werkabfälle aus Bronze, Fundort: Oberaden, 1. Jahrzehnt v. Chr.
Quintus Varius (Wolfgang Hoffmann) von der Legio XIX, Cohors III erklärt, wie aus einer ca. 3 Millimeter dicken Rindshaut gleichmäßig breite Lederriemen geschnitten werden.

Nach eingehender Betrachtung der Originalfunde in der Dauerausstellung des LWL-Römermuseums ging es dann daran, aus einer ganzen Kuhhaut lange, schmale Riemen herauszuschneiden, die jeder dann nur noch auf seine Gürtellänge kürzen musste.

Auch wenn der eigentliche Gürtel so schnell und simpel gemacht werden sollte, stellte die Zähigkeit der dicken Lederhaut eine erste Hürde dar. Einigen war ihr Bemühen sichtlich anzumerken, aber Mancher fand noch die Muße, das Ende des Riemens, das ohne Schnalle bleiben sollte, in Form eines schnittigen Pfeils zu schneiden.

Einzelteile für die Herstellung von Schnalle und Gürtelriemen
Titus Notarius Helveticus (Thomas Daniels) von der I. Roemercohorte Opladen erklärt die Arbeitsschritte für das Herstellen der Gürtelschnalle

Das Meiste an Zeit und Aufwand nahm die Anfertigung der Gürtelschnalle aus Messingblech und –draht in Anspruch. 

Dabei sollten uns moderne Werkzeuge die Arbeit eigentlich erleichtern. Die Messingstücke wurden immer wieder mit dem Bunsenbrenner erhitzt, um sie leichter bearbeiten zu können und ein Brechen des Materials zu verhindern. Einige Stücke gingen trotzdem entzwei. Die Löcher für den Gürtelbügel und die Nieten mussten oft ein zweites Mal gebohrt werden, aber zum Glück gibt es gelernte Metallarbeiter unter uns, die die handwerklichen Neulingen so tatkräftig angelernt haben, dass sie selbst ihre Gürtelschnalle in Heimarbeit anfertigen müssen. Die anderen konnten ihre Schnallen aber schließlich am Lederriemen vernieten und ihre Arbeit vollenden, die bestimmt nicht mit der nächsten neuen Wintermode ausgetauscht werden wird.

Zunächst galt es, aus dünnem Messingblech 3 cm breite Streifen zu schneiden, die dann zum Blechbeschlag des Gürtel gebogen werden musste.
Dann wurde das Blech vorsichtig gebogen und ein Einschnitt für das Einsetzen des Dorns eingesägt.
In das fertig gebogene Blech wurde dann mit einer Standbohrmaschine das Loch, bzw. die Löcher für die Nieten gebohrt.
Durch die Löcher wurde der Niet hindurchgeschoben, so dass er darüber hinausstand. Anschließend wurde das überstehende Ende des Niets durch Bearbeiten mit dem Hammer zu einem Kopf, dem so genannten Schließkopf, geformt, der den Lederriemen und das Messingblech sicher verbindet.
Nachdem dann auch die eigentliche Schnalle und der Dorn aus Messingdraht gebogen waren, wurden auch diese mit einem Stift am Gürtelblech befestigt und vernietet.
So sieht dann der fertige Ledergürtel mit der Messingschnalle aus. Harte Arbeit, die auch bei manchem nicht ohne leichte Blessuren vonstatten gegangen ist (siehe Pflaster)!

Bericht verfasst von Julian L., 23 Jahre, aus Bocholt.